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InDesign CS3: produktiver und kreativer

Adobe InDesign CS3

Produktiver und kreativer

InDesign CS3 bringt Effekte aus Photoshop und automatisiert im Bereich XML. So wird die Layoutsoftware noch mehr zum Kreationstool für verschiedenste Märkte. Der folgende Überblick zeigt, was die neue Suite bringen wird.

HAEME ULRICH Oft werde ich nach InDesign-Funktionen gefragt. Nicht alles, was gewünscht wird, ist in InDesign enthalten. Seit einem halben Jahr habe ich die gewünschten, fehlenden Funktionen mit dem, was InDesign CS3 bringen wird, ver­glichen: Über neunzig Prozent der von den Anwendern gewünschten Funktionen sind in der neuen Version von InDesign dazugekommen! Ein Zeichen, dass man bei Adobe auf die Anwender hört.

Dieser Artikel ist eine klassische «Feature-Schlacht». Er zeigt auf, was in InDesign CS3 neu ist. Weitere Artikel werden detailliert auf die neuen Funktionen eingehen. Als Basis für den Test dient die englische Beta, Build 441.

Effekte

Die Einstellungen zur Transparenz sind jetzt Bestandteil des neuen Effekte-Panels. Adobe hat die aus Photoshop bekannten Effekte in den Produktekern eingebaut. Das hat den Vorteil, dass man in InDesign CS3 solche Effekte nun direkt auf Objekte anwenden kann.

Effekte – so auch die Transparenz – können nun dem gesamten Objekt oder aber der Kontur, der Füllung oder dem Text zugewiesen werden. Um für einen Text einen Bildaufheller zu erzeugen, brauchen Sie nicht mehr wie in CS2 zwei Objekte. Der Text kann deckend sein, während der Füllung Transparenz zugewiesen ist. Nach wie vor ist es aber nicht möglich, einem einzelnen Zeichen in einem Textrahmen Transparenz zuzuweisen, ohne dass die anderen im gleichen Rahmen auch betroffen sind.

Gradient feather effect – damit können Sie ein Objekt in den Hintergrund verlaufen lassen. Hinter dem Verlaufswerkzeug hat es dafür noch extra ein Gradient feather tool. Wie beim normalen Verlauf steht auch dieser radial oder linear zur Verfügung.

Die normalen weichen Kanten wurden ebenfalls erweitert. Sie können jetzt den Winkel und die Stärke auf jeder Seite individuell bestimmen.

Relief-Effekte – auch auf editierbaren Text anwendbar – erzeugen Sie mit Bevel and Emboss.

Weitere Effekte sind Satin, Inner Shadow, Inner Glow und Outer Glow.

Natürlich können Sie diese Effekte in Objektstilen sichern.

Konturenführung

Das Konturenführungs-Panel hat in CS3 mehr Optionen erhalten. In einem Pulldown-Menü können Sie steuern, ob Text nur links, nur rechts, nur am Rücken oder nur nicht am Rücken am Objekt vorbeilaufen soll.

Glyphen-Panel

Das Glyphen-Panel merkt sich die letzten fünfzehn darüber eingefügten Glyphen und stellt sie oben bei Recently Used in eine Reihe. Weiter werden jetzt gesicherte Glyphen-Sets als XML-Datei in die Preferences geschrieben, von wo Sie diese holen können, um diese mit Kollegen auszutauschen.

Import-Dialog

Sie können beim Platzieren von Objekten Platzieren) jetzt eine beliebige Anzahl von Dateien gleichzeitig auswählen und sie als Gesamtpaket nach InDesign nehmen. Im geladenen Cursor sehen Sie dann die Anzahl der Bilder und – das ist auch neu – jeweils eine Vorschau des nächsten zu platzierenden Objekts. Mit den Pfeiltasten können Sie durch alle im Cursor geladenen Bilder navigieren. Wollen Sie eines doch nicht importieren, löschen Sie dieses mit Escape aus dem Stapel.

InDesign-Datei platzieren

Tönt banal, aber ist Türöffner für neue Workflows: Sie können in InDesign CS2 normale InDesign-Dateien platzieren – so, wie Sie bis anhin PDF-Dateien platziert haben. Die platzierten InDesign-Dateien sind nicht bearbeitbar, aber natürlich verknüpft. Sie können mit Original bearbeiten – für Freaks Alt-Doppelklick mit dem Auswahlpfeil auf das Objekt – das platzierte InDesign-File zum Bearbeiten öffnen. Nach dem Sichern wird die Verknüpfung aktualisiert.

Eigentlich habe ich mir gewünscht, Snippets verknüpfen zu können. Doch diese Antwort von Adobe ist weit besser, und vor allem lässt sich damit einfacher arbeiten. Sich häufig ändernde Informationen werden als separate InDesign-Dateien geführt und in Sammellayouts integriert. Tun Sie das beispielsweise mit einer Adresse, ändern Sie einfach die Ursprungsdatei, und bei allen Layouts, die die Adresse verwenden, wird diese automatisch aktualisiert. Copycenters platzieren alle zu druckenden Objekte auf einen A3-Bogen und drucken von allen verknüpften Layouts aktuelle Versionen.

«Schnell anwenden» 2.0

Viele InDesign-Anwender haben Schnell anwenden in der ersten Version in InDesign CS2 gar nicht wahrgenommen. Mit dieser Funktion können Sie über Apfel-Zeilenschaltung (Windows Ctrl-Zeilenschaltung) ein «Google»-Fens­ter für InDesign öffnen, in dem Sie blitzschnell Absatz-, Zeichenformate und Objektstile auswählen.

CS3 geht noch einen Schritt weiter und erlaubt zusätzlich den Aufruf von Menü­befehlen, Textvariablen, Scripts sowie Tabellen- und Zellstilen. Mit entsprechenden Codes im Suchbegriff kann man sich nur eine Kategorie der Treffer anzeigen lassen. Darüber hinaus gibt es eine Voreinstellung, mit der Sie bestimmen können, welche Art Treffer grundsätzlich gezeigt werden soll.

Rahmen anpassen

Einem Grafikrahmen können Sie jetzt Anpassungsarten hinterlegen. Wenn Sie ein Bild ersetzen, übernimmt das neue Bild automatisch die Anpassungseigenschaften des alten. In der Beta aktualisiert InDesign die Anpassungs-einstellungen erst auf das neue Bild, wenn man den Dialog dafür aufruft.

Seitenpalette

Die Seitenpalette zeigt jetzt eine Vorschau der Seite an. Zudem wurde das Verhalten von Mustervorlagenobjekten verfeinert. Sie können jetzt auf der Mustervorlage ein Objekt als nicht lösbar definieren, das dann auch festgesetzt bleibt, wenn Sie alle Musterseitenobjekte über den Befehl lösen.

Zum Lösen mehrerer Objekte gleichzeitig können Sie nun auch mit gedrückter Apfel- und Shifttaste (Windows Ctrl-Shift) einen Auswahlrahmen über mehrere Musterseitenobjekte auf der Inhaltsseite aufziehen.

Verschachtelte Formate mit Loops

Verschachtelten Formaten können Sie neu einen Loop hinterlegen, um hinterlegte Muster zu wiederholen. Beispiel: Sie definieren, dass Text bis zum Strichpunkt fett ausgezeichnet werden soll. Die darauffolgenden zwei Wörter sind als kursiv definiert. Diese beiden Formatanweisungen können Sie nun automatisch bis zum Ende des Absatzes wiederholen lassen. Das ist vor allem bei fortlaufenden Aufzählungen in einem Absatz hilfreich.

Tabellen- und Zellstile

Wer meine InDesign-Artikel zu CS2 verfolgt hat, wurde mehrfach auf das geniale Tabellen-Plug-in Tablestyles and Cellstyles hingewiesen. Das beste daran: In InDesign CS3 ist dieses fest integriert. Adobe hat das Plug-in übernommen und ausgebaut. Alles, was Sie in Tabellenoptionen hinterlegt haben, wird in die Tabellenstile übernommen. Alle Einstellungen zu den Zellenop-tionen finden Eingang in die Zellstile.

Ist eine Tabelle komplett mit Stilen formatiert, lässt sie sich einfach ak-tualisieren. So ist es jetzt endlich ohne zusätzliche Software möglich, Excel-Tabellen mit der InDesign-Datei zu verknüpfen, um diese dann auch ak-tualisieren zu können.

Schade ist, dass Kopieren–Einfügen aus Excel in eine Tabelle immer noch nicht funktioniert. Da braucht es weiterhin das Script von Dave Saunders, das der Autor auch für CS3 bereitstellen will.

Einfacher InCopy-Workflow

Bis anhin war ein InCopy-Workflow ohne Dritthersteller-Redaktionssystem aufwändig und für den gelegentlichen Austausch mit Aussenstellen (Übersetzer, Autoren) fehleranfällig.

Mit InCopy CS3 und InDesign CS3 hat Adobe E-Mail-Pakete für den Austausch zwischen InDesign und InCopy geschaffen. Diese Pakete beinhalten Grafiken, Storys und die Layoutinformationen in einer einzigen Datei.

Direkt aus dem Assignments-Panel erstellen Layouter das E-Mail-Paket. Der Redaktor öffnet das Paket, macht seine Änderungen und schickt es nach automatischer Aufforderung an den nächsten Redaktor oder zurück zum Layouter. Öffnet der Layouter das retournierte Paket, wird die ursprüngliche InDesign-Datei aktualisiert.

Ausbau bei XML

Details zu den Neuerungen rund um XML können Sie dem speziellen Artikel in dieser Ausgabe entnehmen. Hier zur Übersicht die neuen Features kurz zusammen gestellt:

Der XHTML-Export ersetzt für GoLive exportieren. Dabei können Formate externen CSS zugewiesen werden. Auf Wunsch generiert InDesign auch gleich selber eine leere CSS-Deklaration.

XML Rule Sets erweitern den XML-Import. Regeln bestehen aus in Xpath geschriebenen Konditionen und Scripts. Wird ein solches Script gestartet, kann das importierte XML automatisch in komplexe Layouts positioniert werden. Die XML Rule Sets sind für Leute mit Programmier-Erfahrung. Wer das Wissen im Haus hat oder auf einen entsprechenden Dienstleister zurückgreifen kann, automatisiert so aufwändige Layouts ohne Investition in Dritthersteller-Software.

Hartgesottene XML-Anwender können während des Imports oder Exports XSL-Transformationen ausführen. CALS tables – ein aus SGML-Zeiten stammender Standard zum Austausch von Tabellen – werden nun beim Import zu InDesign-Tabellen gewandelt. Werden diese exportiert, liegen sie wieder als CALS tables vor.

Textvariablen

Für lange Dokumente – Arbeiten, die mit Word oder FrameMaker gemacht wurden – bringt Adobe mit jeder InDesign-Version mehr Funktionen. Mit Textvariablen können Sie Kapitelnummerierung, Erzeugungsdatum, Dokumentname, letzte Seitenzahl, Änderungsdatum, Ausgabedatum und automatische Seitentitel erzeugen lassen. Beim Öffnen des Dokuments, beim Aktualisieren oder über Shift-F5 werden diese Variablen aktualisiert.

Sehr hilfreich sind die automatischen Seitentitel. Mit ihnen können Sie – Beispiel Telefonbuch – die Seite abfragen, was das erste oder letzte Wort auf der Seite ist, und dies automatisch in einen Seitentitel übernehmen.

Aufzählungen wie im Büchlein

Was mit CS2 eher eine Lachnummer war, ist in CS3 umso besser: InDesign CS3 unterstützt Nummerierungen und Aufzählungen in allen Facetten. Mehrere verschachtelte Listen sind möglich. Diese können wiederum über mehrere Textabschnitte (Verkettungen) oder sogar über mehrere Dokumente eines Buches gehen. Auch die Formatierung ist flexibel. Ziffern können rechtsbündig ausgerichtet sein, um tabellarisch korrekt untereinanderzustehen.

Suchen/Ersetzen

Wo es bis anhin oft ein Script brauchte, reicht jetzt Suchen/Ersetzen. Der Dialog ist um drei Kategorien erweitert worden: GREP, Glyphe und Objekt.

Bei GREP (Global search for a regular expression and print out matched lines) können Sie mit regulären Ausdrücken im Dokument suchen. Viele dieser regulären Ausdrücke sind via Menü abrufbar. Wer mit der Syntax vertraut ist, schreibt seine regulären Aus­drücke im Dialog. Bei Objekt können Sie Objekteigenschaften suchen und ersetzen. Suchabfragen können gesichert und ausgetauscht werden. Die Suche lässt sich zudem auf sichtbare Ebenen, nicht festgesetzte Objekte und Inhaltsseiten einschränken.

Menüs konfigurieren

In Photoshop CS2 können über Bearbeiten > Menüs Menüeinträge farbig hervorgehoben oder ausgeblendet werden. Das geht nun auch in InDesign. Gesicherten Arbeitsbereichen kann man auch gleich ein Menüset hinterlegen. Schade, dass man nicht auch gleich noch Shortcut-Sets dazuhängen kann.

Für den Umstieg auf die neue Version empfehle ich den Arbeitsbereich Neu und erweitert in CS3. Laden Sie diesen, werden alle neuen und verbesserten Menüeinträge blau hinterlegt.

Fazit

InDesign CS3 wurde in die Richtungen Automation und Kreation massiv ausgebaut. Funktionen für lange Dokumente (verbesserter XML-Import, Variablen, Nummerierungen) öffnen den Markt der technischen Dokumentation, während die kreativen Fortschritte InDesign noch mehr zum Haupttool für Designer machen.

Dazu kommen haufenweise kleine Anpassungen in der Bedienung, die aufgrund von Anwenderwünschen in die neue Version von InDesign integriert wurden. Um diese vorzustellen, reicht der Platz in dieser Übersicht schlicht nicht aus.